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Den Mut haben, Unbekanntes zu erfahren

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Lustenau. (bet) Immer dynamisch und aktiv in Sachen Kultur: So kennt man Daniel Steinhofer, der seit fünf Jahren das Kulturreferat der Gemeinde Lustenau leitet. Mit der VN-Heimat sprach der engagierte Kulturreferent und Landtagsabgeordnete über seine Arbeit und über die Kunst, sich immer wieder neu zu motivieren.

 Herr Steinhofer, eine Kultursaison mit zahlreichen Höhepunkten liegt hinter uns. In unserem letzten Interview sagten Sie, dass Sie sich wünschen, das Druckereimuseum nach Lustenau zu holen. Freuen Sie sich, dass der Wunsch in Erfüllung ging? 

Daniel Steinhofer: Ja, ich freue mich sehr! Es hat in den vergangenen Jahren nicht immer so ausgesehen, als ob das Druckwerk in Lustenau eine neue Heimat finden wird. Umso größer ist nun die Freude, dass es doch gelungen ist und dass es vor allem in dieser sensationellen Qualität passiert ist.

Wie ist es Ihnen gelungen, dieses interessante Projekt an Land zu ziehen?

 Daniel Steinhofer: Ich habe hier nur begleitend gewirkt. Maßgeblich war, dass wir im Eigentümer des jetzigen Standortes, Gernot Grabher, einen großen Fürsprecher und Gönner gefunden haben. Außerdem haben sich um Obmann Pirmin Hagen engagierte und tatkräftige Menschen geschart, die ein perfektes Konzept erarbeitet haben und nun auch dafür sorgen, dass dieses Konzept erfolgreich umgesetzt wird.

 Sind Sie mit der finanziellen Unterstützung durch die Gemeinde zufrieden? Wie sieht die finanzielle Ausstattung des Kulturetats im nächsten Jahr aus?

 Daniel Steinhofer: Zufrieden bin ich nie, weil wir in der Kulturabteilung immer deutlich mehr vorhaben, als wir im Budget schlussendlich unterbringen können. Nachdem sich das Kulturbudget seit 2010 aber um über 60 % erhöht hat, jammere ich auf hohem Niveau. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich jeder Euro, der in die Kultur investiert wird,  auf die Lebensqualität der Menschen auswirkt und dass daher der kommunalen Kulturpolitik besondere Bedeutung zukommt.

 Auf welche kulturellen Highlights dürfen sich die Bürger freuen?

 Daniel Steinhofer: Wir planen im kommenden Jahr in allen Bereichen, sei es etwa im Historischen Archiv, im Kulturprogramm allgemein oder in der Mundartpflege neue Projekte. Auch den Kulturvereinen soll durch eine flexiblere Handhabung der Veranstaltungsförderung mehr Spielraum gegeben werden. Dabei gilt immer das gleiche Prinzip: Wir besetzen nur jene Kulturbereiche, die durch die Kulturvereine nicht besetzt werden. Ich möchte nicht in Konkurrenz zu „meinen“ Kulturvereinen stehen.

 Sie gelten als sehr dynamischer Kulturmacher. Wie halten Sie sich für ein solches Pensum fit?

 Daniel Steinhofer: Meine Arbeit mache ich einfach sehr gerne und genieße die Ergebnisse. Ganz wesentlich ist für mich aber auch, dass ich mich auf das Team in der Kulturabteilung blind verlassen kann und wir in sehr freundschaftlicher Weise untereinander, aber auch mit allen Kulturschaffenden und Kulturvereinen auf gleicher Augenhöhe zusammenarbeiten.

 In der  Kulturarbeit haben Sie in kurzer Zeit einiges bewegt. Wie motiviert man sich da immer wieder neu?

Daniel Steinhofer: Das Kulturreferat zeichnet sich dadurch aus, dass man innerhalb kürzerer Zeitspannen viel bewegen kann. Das schafft Motivation für neue Projekte. Und an neuen Ideen mangelt es dank der Vielseitigkeit der kommunalen Kulturpolitik nie.

 Beruflich sind Sie bei vielen Kulturveranstaltungen anzutreffen. Wo gehen Sie denn privat hin, wenn Sie mal Freizeit haben?

 Daniel Steinhofer: Das ist Gott sei Dank in den meisten Fällen deckungsgleich. Aber natürlich genieße ich auch private Momente mit meiner Frau und meinen Kindern. Daneben habe ich ein besonders Faible für Veranstaltungen zu historischen Themen und zu jeglichen Veranstaltungen der Feuerwehr, deren großer Fan ich bin.

 Österreichische Politiker stehen bei Events stets an vorderster Stelle. Bei den Gedenkfeiern zur Befreiung des KZ Dachau im Mai war kein einziger anwesend. Eine neue Form der Erinnerungskultur?

 Daniel Steinhofer: Ich denke, es ist nicht unbedingt maßgeblich, ob ein Politiker bei einer Gedenkveranstaltung anwesend ist. Viel wichtiger erscheint mir, dass die Politik Rahmenbedingungen schafft, die es vor allem Kindern und Jugendlichen ermöglicht, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Letztlich sollten wir alle aus unserer Geschichte lernen und Politiker eignen sich dabei wohl nicht als Werbeträger.

 Regierung und Opposition hebeln gemeinsam nach und nach Verfassungsgesetze zum Nachteil der Bürger aus. Ist das die neue politische Kultur?

 Daniel Steinhofer: Die politische Kultur leidet an sich an Unglaubwürdigkeit und Effekthascherei. Die vorherrschende Art der Politik, die uns vor allem in den USA vorgemacht wird und die auch ganz bewusst die Systematik der Medien ausnutzt, führt letztlich auch dazu, dass mitunter unüberlegte Gesetzesänderungen vollzogen werden. Nicht umsonst bedürfen Verfassungsänderungen einer Zwei-Drittel-Mehrheit.

 Mit welchen Werkzeugen kann man kulturelle Arbeit Ihrer Erfahrung nach sinnvoll koordinieren?

 Daniel Steinhofer: Kulturpolitik lebt vom Austausch mit Künstlern, Kulturschaffenden und Kulturvereinen. Das wesentlichste Werkzeug zur Koordination ist also das Gespräch. Es braucht aber auch ein persönliches Wertesystem, das die Grundsätze und Leitlinien des eigenen politischen Handelns bestimmt.

Wie sollte die kulturelle Arbeit gefördert werden?

 Daniel Steinhofer: Öffentliche Kulturförderung ist weder Mäzenatentum noch Sponsoring. Es geht um die Förderung des öffentlichen Interesses und dafür gelten die Grundsätze, auf denen alle öffentlichen Förderungen basieren sollten, wie etwa Willkürfreiheit oder Verhältnismäßigkeit. Wichtig ist aber auch, dass Förderungen stets transparent sind. Das haben wir etwa bei der Förderung der Kulturvereine vollumfassend umgesetzt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Kulturreferent Daniel Steinhofer

Wohnort: Lustenau

Beruf: Kulturreferent und Landtagsabgeordneter

Themen die mir wichtig sind: Kulturpolitik und Geschichte

Hobby: Lesen / Musik

Bevorzugte Lektüre: Biografien

 

 


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